Mohammeds Berufung

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Driss Chraibi

Roman. Aus dem Französischen von Margret Millischer.

96 Seiten.

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Beschreibung

Langsamen Schrittes stieg Mohammed an diesem sechsundzwanzigsten Morgen des Monats Ramadan den steilen Felsweg hinab – äußerlich ganz ruhig, innerlich zutiefst verstört. Beim Gehen hatte er den seltsamen Eindruck, gleichzeitig zu seiner Heimatstadt Mekka und zum ersten Morgen – dem Entstehen der Worte – hinabzusteigen. Manchmal schloss er die Augen, so stechend waren die Sonnenstrahlen und so sehr zweifelte er an seinem Verstand. Doch auch als er sie wieder öffnete und offen hielt, ohne zu blinzeln, sah er immer noch – wie einzelne Stücke eines Trugbildes, das sich über den Raum erstreckte – eine Ansammlung von wirren Klängen vor sich tanzen, aus denen er nur eine formlose, kernlose Vorstellung entnehmen konnte, nichts weiter als einen Anruf der Erinnerung, der ohne einen Schrei erklang. Silben, die vor allem Musik waren.

Weit ist der Weg, den der marokkanische Schriftsteller Driss Chraibi (1926–2007) zurückgelegt hat, seit er als zorniger junger Mann 1945 sein Heimatland verließ, um in Frankreich Chemie zu studieren. Doch bald nach Abschluss des Studiums wechselt er in die Literatur. Sein erster Roman, „Le Passé Simple“, wird ein Skandal, eine schonungslose Abrechnung mit seinem Vater und den verkrusteten Traditionen seines Landes. Bald macht er sich einen Namen als Enfant terrible der Literatur, erwirbt aber gleichzeitig den Ruf, „die marokkanische Literatur in die Moderne geführt zu haben“ (Le Monde). In fünfzig Jahren entstehen etwa zwanzig Bücher. Mit der Zeit macht seine Revolte einem beißenden Humor Platz, danach schreibt er eine Reihe von Kriminalromanen, bei denen sein respektloser Inspektor Ali als Bindeglied zwischen Orient und Westen in verschiedenen Gegenden der Welt seine Ermittlungen durchführt.
Umso überraschender ist dann 2011 seine Veröffentlichung von „L’Homme du Livre“, an dem Driss Chraibi zehn Jahre lang gearbeitet hat und das ihn gewissermaßen zu seinen Wurzeln zurückführt. Darin lockt uns Driss Chraibi in die sinnliche Welt des Orients, zurück zu den Anfängen des Islam. In poetischen Beschreibungen und einer bildreichen musikalischen Sprache versucht der Autor, in die Gedanken- und Gefühlswelt desjenigen einzudringen, der im Alter von vierzig Jahren – obwohl es ihm im irdischen Leben an nichts zu fehlen scheint – von einer unbestimmten Sehnsucht, einem Durst nach Transzendenz, einem Bedürfnis nach Rückzug und Einsamkeit erfüllt ist, die ihn immer öfter in eine Höhle am Berg Hira zum Meditieren treiben. Erinnerungen, Visionen, Bilder und Klänge mischen sich und lassen sinnlich nachvollziehbar die damalige Lebenswelt erstehen. Als Geste der Versöhnung versteht der Autor sein Buch, das westliche Leser in die Mystik und Musikalität des Koran einführen möchte. Driss Chraibi hat es seinem Vater gewidmet.

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