Delta

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Betrachtungen in Prosagedichten. Franz. Klappenbroschur. Mit einem Nachwort von Marte Huke. Aus dem Norwegischen von Uwe Englert und Betty Wahl.

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Beschreibung

Die Sprache der Naturwissenschaft will die Abläufe in der Natur sachlich und „rein“ darstellen. Aber sie ist eine autoritäre Sprache, eine Sprache mit einem absoluten Wahrheitsanspruch. Deshalb konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, mit dieser Sprache zu spielen. Dabei gehe ich davon aus, dass Sprache immer ungenau ist und die Dinge nie in ihrer Gesamtheit zu erfassen vermag.
Der Mensch hat die Naturwissenschaften geschaffen. Aber die Natur ist kein absolutes System. Wo Leben ist, gibt es Zufälle, und gerade diese Brüche sind es, die Variation möglich machen und Neues entstehen lassen. Der Mensch ist Teil der Natur, und die Sprache entsteht durch den Menschen. Also ist auch die Sprache Natur und gehorcht den gleichen Gesetzmäßigkeiten, die für den Rest der Natur gelten.
Oft finde ich die Sprache der Wissenschaft sehr schön. Sie ist dem Anschein nach objektiv, will die Welt, den Ursprung aller Dinge beschreiben. Darin liegt eine Art von Verzweiflung. Ein Versuch, die Welt in der wir leben zu begreifen. Uns immer wieder das vorzusagen, was wir wissen, um das
zu verdrängen, was wir nicht wissen.

Marte Huke wurde 1974 in Lørenskog bei Oslo geboren. Sie studierte in Bergen und Göteborg Germanistik und Literarische Gestaltung, kurz nach dem Studium debütierte sie mit Delta. Ihre Prosagedichte zeichnen darin einen Flusslauf nach und lassen zwei sehr verschiedene Sprachen aufeinander stoßen: die der Geographie und der Liebe. Zusammen mit dem Musiker Øyvind Brantsegg entstand aus dem Buch ein Werk für Chor und Computer, das 2002 uraufgeführt wurde.

 

Der Frost lässt nach, die Birke wird wieder grün,
Lehm quillt aus kahlen Wegen. Der Brachvogel singt,
kreist über der Erde, sein Gesang steigt auf. Eine Serie
von Augenblicken steht still in rasender Fahrt.

Schneeschmelz-Augen.

Ich gehe ins Haus, setze mich ans Klavier. Die
Filzhämmerchen schlagen auf die Saiten. Der Hund
kommt herein, schleift die Leine hinter sich her, stößt
mit der Schnauze meine Finger von den Tasten. Das
offene Fenster, es riecht nach angetautem Laub und
fließendem Wasser.

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